Lebensfest Taufe: das „Jawort zum Leben“ feiern

von Seekind

Die Taufe ist das Bekenntnis zu allem Lebensbejahenden und die Absage von allem, was dem Leben entgegensteht (dem teils in der Wortwahl befremdlich klingenden „Bösen“). Die Taufe ist deshalb weit mehr als eine schöne Familientradition zur Feier der Namensgebung eines Kindes oder die Aufnahme in eine Religionsgemeinschaft. Die Taufe ist nicht nur ein Ja Gottes zum Menschen, diesen wie sein eigenes Kind mit bedingungsloser Liebe anzunehmen und treu zu begleiten, egal was kommen mag. Die Taufe ist auch die Zusage des Menschen aus dieser Liebe heraus zu leben, die sich an andere verschenkt.

Die Taufe ist eng mit dem Osterfest verbunden. Mit dem Osterfest feiern Gläubige Tauferinnerung. „Tauf sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes“, soll Jesus den Jüngern nach seiner Auferstehung befohlen haben (Markus Evangelium). Ursprünglich war Ostern der einzige Tauftermin und es wurden Erwachsene getauft, die sich zu diesem gegenseitigen „Ja“ selbst bekennen können. Erst ab dem vierten Jahrhundert wurden aufgrund der hohen Sterblichkeitsrate Neugeborene oft direkt nach der Geburt getauft. Die Taufe in der Osternacht verlor zunächst an Bedeutung. Bei einer Kindertaufe übernehmen stellvertretend Eltern und Paten das Bekenntnis des „Ja zum Leben“. Vor der Taufe eines Kindes ist also eine wohl überlegte Entscheidung für den Täufling zu treffen.

Unabhängig von der Konfessionszugehörigkeit oder Religiosität hat die Idee eines „Ja zum Leben“ und zu allem Lebensbejahenden – ob spirituell oder rein philosophisch betrachtet – etwas Verbindendes für das Miteinander von Mensch und Natur mit all ihren Lebewesen auf dieser Erde. Auch ohne weitreichende Entscheidungen treffen zu müssen, lädt der Gedanke ein, darüber zu sinnieren.

Der Ablauf einer Tauffeier ist so reich an Symbolik, dass hier nur eine Auswahl an Symbolen vorgestellt wird. Die Zeremonie beginnt traditionell im wahrsten Sinne des Wortes vor Eintritt in die Kirche mit der Eröffnung am Eingang. Dem schließt sich ein Wortgottesdienst in der Kirche an. Es folgt die Prozession zum Taufbecken/Taufstein, wo der Täufling mit gesegnetem Wasser auf seine(n) Namen getauft wird, dem bedeutendsten Teil der Tauffeier.

Das Taufwasser, das dazu über den Kopf gegossen wird, ist ein Zeichen für das Urelement des Lebens. Ohne Wasser kann kein Leben entstehen. Das menschliche Leben beginnt im Fruchtwasser. Der menschliche Organismus besteht zu einem Großteil aus Wasser. Lebewesen brauchen Trinkwasser, um ihr Leben zu erhalten. Die Erde besteht zu großen Teilen aus Gewässern. Wasser reinigt und erfrischt und symbolisiert Reinheit und Erneuerung. Wie alles im Leben, hat aber auch das Wasser eine Kehrseite und zeigt seine Bedrohung zum Beispiel in Flutkatastrophen. Menschliches Leben ist von Geburt an auch immer bedrohtes Leben. Das Wasser als zentrales Element der Tauffeier vereint beides: Leben und Tod. In den Ursprüngen der Erwachsenentaufe wurde der Mensch ganz unter Wasser getaucht, um im Sinne der Osterbotschaft „das zum Leben Erwecken“ und die Auferstehung Christi nachzubilden.

In der katholischen Taufe wird der Täufling anschließend mit Chrisam gesalbt. Die im Alten Testament den Priestern, Propheten und Königen vorbehaltene Salbung mit dem wertvollen Öl, bringt die Würde des Menschen zum Ausdruck. Die Würde, als Kind Gottes geliebt und wertvoll zu sein, ist von Geburt geschenkt und besteht bedingungslos ein Leben lang. Der Wert eines Menschen hat also nichts mit seiner Leistung zu tun. In diesem christlichen Glauben (Christus, aus dem Griechischen = der Gesalbte) wendet sich Gott als treuer Begleiter nie ab. Auch wenn das Leben Höhen und Tiefen kennt, sein Ja zum Menschen und sein Taufversprechen bleibt aus bedingungsloser Liebe immer bestehen.

Zum Zeichen der Taufe wird der Täufling in ein weißes Kleid gewandet. Das Taufkleid entstammt den Ursprüngen der Erwachsenentaufe in der Osternacht. Die Getauften behielten das reinweiße Kleid zum Zeichen ihres neuen Lebens als Christ bis zum weißen Sonntag an. Damals wurden getaufte Menschen später auch in ihrem Taufgewand beerdigt.

Wie das Wasser, so ist auch das Licht ist ein Lebenselement. Ohne Licht kein Leben. Zum Zeichen des Lebens wird die Taufkerze an der Osterkerze entzündet. Damit wird der Wunsch verbunden, dass das Leben des Täuflings durch Licht erhellt sein möge. „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir folgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben“ (Johannes 8,12). Licht steht auch für die Erkenntnis im Glauben. Wenn jemandem ein Licht aufgeht, wird ihm etwas klarer und er findet Orientierung. Licht vermehrt sich durch Teilung. Ausgehend von einer einzigen Flamme der Osterkerze können viele Kerzen entzündet werden. Dies lässt sich stimmungsvoll bei der Lichtfeier in der Osternacht erleben, wenn sich der zunächst dunkle Kirchenraum mehr und mehr erhellt. Die Kerze symbolisiert also die Erkenntnis und die Weitergabe des Glaubens. Von der Kerze strahlt dabei der Impuls aus, Licht sein zu können für andere. Die Taufkerze ist ein oft von Eltern oder Paten selbst gestaltetes Geschenk an das Kind und wird gerne zu besonderen Anlässen zum Leuchten gebracht. (Geburtstag/Namenstag/Tauferinnerungstag). Manche Taufkerze dient auf dem späteren Glaubensweg erneut als lichtes Zeichen für den Glauben (z.B. Kommunion, Konfirmation, Firmung). Wenn bei einem christlichen Fest Kerzen scheinen, ist neben der Feierlichkeit für den freudigen Anlass auch an all jene gedacht, die nicht dabei sein können. Kerzen sind sind immer auch eine Verbindung zu den Verstorbenen, die schmerzlich vermisst werden.

Ein ursprünglich evangelischer Brauch ist, mit einem Taufspruch dem Täufling eine Art Lebens-Leitspruch als Wunsch mit auf den Lebens- und Glaubensweg zu geben. Der Brauch erfreut sich konfessionsübergreifend immer größerer Beliebtheit. Bibelverse eignen sich ebenso wie Zitate aus der Literatur oder philosophische Weisheiten.

Ein wichtiger Schritt Richtung Ökumene ist die wechselseitige Anerkennung der Taufe von elf verschiedenen Kirchen seit der Magdeburger Erklärung vom 29. April 2007.

Neben der Taufkerze ist eine so genannte Namensurkunde eine schöne Erinnerung für den Täufling. Sie gibt Auskunft zur Herkunft und Bedeutung des/der Namen des Kindes und dokumentiert die wichtigen drei Daten Geburtstag, Tauftag und Namenstag, um mit dem Entzünden der Taufkerze die Erinnerungstage zu feiern. Für Kinder im Lesealter ist es spannend, die Heiligenlegende ihres Namenspatrons darauf nachlesen zu können. Eltern können ihr Kind mit dem Erzählen der ganz persönlichen Geschichte erfreuen, wie es zu seinem Namen kam. „Fürchte dich nicht. Ich bin bei dir. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein“ überliefert der Prophet Jesaja. So einzigartig wie jedes Kind selbst, hebt der Name ein Kind aus der Anonymität heraus und macht es zu etwas Besonderen. Es weiß, ich bin gemeint, wenn es gerufen wird. Gott schreibt seine wunderbare Schöpfungsgeschichte mit jedem Kind lebendig fort und kennt jedes Kind bei seinem Namen. Deshalb nimmt die Namensgebung in der Taufzeremonie einen so besonderen Stellenwert ein.

Das besonders schöne Fest der Namensgebung wird heutzutage auch im Rahmen freier Zeremonien konfessionslos und religionsfrei gefeiert.

Ein schönes Taufgeschenk mit Erinnerungswert ist ein passend zum Anlass gewähltes Buch mit besticktem Einband.

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